Montag, 28. Juli 2014

Fortschreitende Auflösungserscheinungen

Meine Wohnung versinkt mittlerweile im Chaos.
Stapel neben Stapel an durchsortiertem Zeug, Klamotten, die nicht mehr in den Schrank können, weil der bereits bei jemand anderem wohnt, Schuhe, die großflächige Haufen bilden, und und und. Dazwischen große Staubflusen, die wie immer quasi aus dem Nichts auftauchen, sobald man irgendwas verschiebt, ausschüttelt oder nur anblickt. Und trotzdem ist natürlich immer noch viel zu viel da.
 

Naja, noch habe ich vier Wochen, um das Chaos zu verschenken oder anderweitig loszuwerden.
Und dann... gehe ich ins Kloster! :)

Dienstag, 22. Juli 2014

Hilflosigkeit und Facebook-Politik

Im Irak nimmt die Christenverfolgung schreckliche Ausmaße an - besonders in Mossul werden Christen vertrieben und sogar getötet. Ihre Häuser werden mit einem arabischen 'Nun' gekennzeichnet, das für 'Nassarah' steht, das Wort, das im Koran für 'Christen' verwendet wird.

Auf Facebook ändern zur Zeit viele Christen ihr Profilbild und zeigen jetzt ein Bild dieses 'Nun'.
Ich habe mein Bild bisher nicht geändert, und denke auch nicht, dass ich das tun werde. Einerseits finde ich es richtig und gut, wenn ich sehe, dass andere auf Facebook so deutlich sichtbar Stellung beziehen, andererseits habe ich auch große Fragen dazu.

Auch auf Facebook ist die Diskussion intensiv, wenn es darum geht, ob man sein Profilbild entsprechend ändert und durch das 'Nun' ersetzt. Dabei kommen ganz unterschiedliche Argumente zu diesem Profilbild-Hype zur Sprache. Drei davon möchte ich hier kurz ansprechen und kommentieren:

1. Es ist ein Zeichen der Solidarität mit den verfolgten Christen im Irak.
Das stimmt irgendwie, andererseits sollte Solidarität immer dadurch gekennzeichnet sein, dass sie jemandem hilft. Inwieweit die Änderung meines Profilbilds den Christen im Irak hilft, scheint mir fragwürdig. Gleichwohl weiß ich auch, dass Trends in den Social Media durchaus auf höherer Ebene wahrgenommen werden können, so dass das vielleicht gar nicht unbedingt ins Leere läuft.

2. Christen sind immer und überall dazu berufen, Zeugnis von Jesus Christus zu geben. Durch das 'Nun' gebe ich mich als Christ zu erkennen und verkünde auf diese Weise (in Solidarität mit den Christen im Irak), dass ich für ihn lebe und notfalls bereit bin, für ihn zu sterben.
Ja, dieses Zeugnis ist wichtig und notwendig. Aber ob das Zeichen 'Nun', das den irakischen Christen das Leben bedroht, auf Facebook den richtigen Platz gefunden hat, muss ich doch ein wenig hinterfragen. Auf Facebook Zeugnis zu geben, indem man auf dem Profilbild erkennbar macht, dass man Christ ist, ist nicht falsch. Aber ich bin mir nicht sicher, ob ein Christ, dessen Leben im Irak akut bedroht ist, sich da wirklich ernst genommen fühlt, wenn wir hier im Westen, wo wir Christen ein denkbar sicheres und einfaches Leben führen, ein 'Nun' als Profilbild wählen. Gerade das Profilbild auf Facebook wechseln die meisten User doch fast so schnell wie ihre Socken. Was ist mit der öffentlich gezeigten Solidarität in ein, zwei Wochen, wenn wir gerne ein neues Profilbild hätten? Ändern wir das Bild dann einfach so und lassen das 'Nun' in die Annalen der Profilbilder eingehen, haben wir dabei ein schlechtes Gewissen, oder zögern wir den Wechsel des Profilbilds vielleicht sogar noch ein paar Tage hinaus? Schon jetzt sehe ich Freunde auf Facebook, die das 'Nun' als Profilbild haben, und sich in einem Statusupdate darüber aufregen, dass gerade ihre Lieblingsserie eine unerwartete Wendung genommen hat - das scheint mir dann doch irgendwie unpassend. (Ja, Facebook ist dazu da, Kurzlebiges eben mal schnell zu kommentieren, daher stört mich der Kommentar über die Fernsehserie kaum, aber der direkte optische Kontext zum lebensbedrohenden 'Nun' bringt mich dazu, mich innerlich zu winden ob soviel unreflektierter Oberflächlichkeit.)
Mit einem Profilbild den Eindruck zu erwecken, ich wäre bereit, mein Leben für meinen Glauben aufs Spiel zu setzen, will ich nicht. Ich habe große Zweifel, dass ich diesen Mut in echter Gefahr wirklich hätte. Vermutlich würde ich weglaufen, mich verstecken, und ganz sicher nicht zugeben, dass auch ich ein Christ bin. Ich glaube, am heroischen Tugendgrad mangelt es mir, und ich hoffe, dass ich ihn nie brauchen werde... Lieber trage ich ein Kreuz (und hoffentlich bald ein Ordenskleid), das schreit nicht gleich, "Ich bin bereit für Christus zu sterben", sondern eher, "Ich bin bereit für Christus zu leben".

3. Ich weiß, dass es nichts nützt, aber trotzdem will ich ein Zeichen setzen.
Auch ich fühle mich hilflos, wenn ich die Situation im Irak sehe. Auch ich habe das Bedürfnis, etwas zu tun, und weiß nicht, was. Solange das 'Nun' mein Gewissen nicht einfach ruhig stellt, habe ich nichts dagegen einzuwenden. Das Gefühl der Hilflosigkeit muss aber bleiben, denn sonst mache ich mir selbst etwas vor.


Tja, die Hilflosigkeit bleibt, die Unsicherheit auch. Ich weiß wirklich nicht, was ich tun sollte und tun kann, abgesehen von beten. Das Gebet ist durch nichts zu ersetzen, aber es ersetzt auch keine Tat. Fühle ich mich schlecht, weil es den Christen im Irak schlecht geht, ist das echtes Mitgefühl, oder fühle ich mich bloß schlecht, weil ich ein schlechtes Gewissen habe, weil es mir hier gut geht, weil mein Ordenseintritt hier ganz sicher nicht mein Leben gefährden wird (im Gegenteil, oft verschafft er mir zusätzlichen Respekt), und weil ich sehe, wie bequem wir Christen es hier haben? Ich weiß es nicht.

Donnerstag, 10. Juli 2014

Noch ein bisschen mehr Fußballkultur

Wir haben die Weltmeisterschaft gewonnen, auch schon vor dem Finale.
  1. Egal, wer gewinnt - solange wir katholisch bleiben, haben wir immer einen Papst aus dem Gewinnerland.
  2. Auch wenn Argentinien gewinnt, gewinnt Deutschland: Wie man an den Farben der Nationalflagge erkennen kann, ist 'Argentinien' eh nur ein Synonym für 'Bayern'. Weiß-blau ist immer gut; Rauten oder Streifen, wen juckt das schon. Und ob Bayern jetzt wirklich ein Teil Deutschlands ist, lassen wir hier wie auch schon bei der vorletzten Papstwahl außen vor. ;)
  3. Finale bedeutet Ende. Die deutsche Mannschaft war also wirklich bis zum Ende dabei, und das heißt für einen Fußball-Laien doch auf jeden Fall: gewonnen.

Abgesehen davon:
  1. 'Wir' haben gar nix gewonnen, weder das Finale noch sonst irgendein Spiel. Das haben 'die' für uns erledigt. Zum Glück, denn hätten 'wir' gespielt (oder noch schlimmer: ich), wäre das ganz sicher nicht passiert.
  2. Vielleicht ist Bayern ja doch nicht Teil Deutschlands? So ganz ausdiskutiert ist die Sache zwischen Freistaat und Preußen ja noch nicht... und wenn nun die Weiß-Blauen gewinnen, war das vielleicht schön für die Bayern, aber nicht für die Schwaben?
  3. Heilsrelevant ist das alles vermutlich nicht. Hoffe ich... ;)

Montag, 7. Juli 2014

Auflösungserscheinungen

So langsam wird das, was bisher nur Planung und Überlegung war, Realität: das Auflösen meiner Wohnung. Meine Excel-Liste, in der steht, wer was von den großen Sachen will, wird immer voller, meine Bücher und DVDs sind mit Klebepunkten versehen, einzelne Kleinigkeiten sind auch schon weg. Nebenbei sortiere ich immer wieder durch meinen Kleiderschrank, überlege, was ich wohin geben kann und was ich mit ins Kloster nehme. Und gelegentlich gehe ich einkaufen, um die Dinge zu besorgen, die ich im Kloster brauche und bisher noch nicht besitze (z.B. Stofftaschentücher, aber auch noch ein paar warme Winterpullis - gut, dass es Flohmärkte und Second-Hand-Läden gibt).
Auch mein Abschied aus den Pfarreien rückt immer näher: noch drei Wochen bis zur offiziellen Verabschiedung, noch viereinhalb bis ich wirklich abschließen muss und in den Resturlaub starte.


Ich werde immer wieder gefragt, wie sich das anfühlt.

Ganz ehrlich: der Abschied von der Arbeit und gerade auch dieser Stelle hier fällt mir nicht leicht. Ich bin wirklich gerne hier, habe ein super Team und trauere daher meiner Arbeit jetzt schon ein bisschen nach.
Gleichzeitig freue ich mich total aufs Noviziat, und denke jedesmal, wenn ich ins Kloster fahre, hurra, bald kann ich ganz da bleiben.
Das Verschenken meiner Sachen dagegen ist kein bisschen ambivalent; im Gegenteil, ich finde es total erleichternd, all das unnötige Zeug loszuwerden, und schön, dass Freunde und Bekannte so viel davon brauchen können. Das einzige, was da etwas nervt, ist die Tatsache, dass viele Leute sich genieren, und daher nur sehr wenig mitnehmen - Leute, ich bin froh, wenn ich's los bin, macht mir das Leben nicht schwer durch unnötige Zurückhaltung! Da ist es immer eine erfreuliche Abwechslung, wenn mal jemand vorbei kommt, der nicht nur viel brauchen kann, sondern dann auch noch wirklich viel nimmt. (Ach ja, wer das liest und was haben will, muss sich nur bei mir melden, ich freu mich wirklich, und noch ist mehr als genug übrig!)

Eine Sache gibt es allerdings noch, die mir den Abschied schwerer macht: ich gebe ja nicht nur Materielles auf, sondern damit auch ein Stückchen Freiheit: im Kloster dürfte es schwer werden, spät abends noch Klavier zu spielen, nach einem anstrengenden Tag einfach so mal ein Bier aufzumachen, am freien Tag bis mittags um eins im Bett zu liegen und den Rest des Tages im Schlafanzug zu vertrödeln, bis ich abends wieder ins Bett gehe. Diese Bequemlichkeiten und kleinen Genüsse werde ich vermutlich vermissen... auch, wenn ich weiß, dass ich viel Besseres dafür bekomme.

Wie gesagt, es wird konkret. Ich gehe ins Kloster.

Dienstag, 1. Juli 2014

Noch mehr Fußballkultur

Die Philosophie hinter einem Fußballspiel mag ja wirklich faszinierend sein, aber das Fußballspiel hinter einer Philosophie ist es meines Erachtens noch viel mehr.

World Cup Philosophy - aber seid gewarnt, es ist auf Englisch. ;)